von Niklas Hirner
Als wir überraschend mit unserem Film „Rumänien in Regensburg“ den ersten Platz unserer Kategorie bei einem Wettbewerb des bayerischen Kultusministeriums erreicht haben, war für uns klar: Wir müssen da hin!
Da Rumänien durch die räumliche Entfernung kein für Schulreisen einfach zu erreichendes Ziel ist, war schon der jeweils 25-stündige Hin- und Rückweg mit dem Zug, den wir der Umwelt zur Liebe als Alternative zum Flugzeug gewählt hatten, ein Abenteuer für sich. Die Reise nach Bukarest startete in Regensburg am letzten Schultag vor den Herbstferien mit dem schnellen ICE, um dann im Laufe der Fahrt immer gemächlicher zu werden: ab Wien bis nach Budapest ging es dann schon nur noch halb so schnell weiter, bis wir nach dem Passieren der ungarisch-rumänischen Grenze, was eine unerwartete, radikale Verkleinerung der Reisegruppe mit sich zog, nur noch mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 50km/h durch das ländliche Rumänien tuckelten. Nach 25 Stunden Fahrzeit kamen wir dann nahezu pünktlich in Bukarest an.
In Bukarest angekommen erwartete uns ein interessantes Programm, das von einem ortskundigen Schüler unserer Reisegruppe organisiert wurde. Dieses umfasste einen Ausflug in die Karpaten, der uns nach einer Fahrt in einer „Todesgondel“ aus den Sechzigern mit einer alpinen Landschaft und kalorienreichen Spezialitäten belohnte. Außerdem schaffte uns Rumänien mit einer Führung durch das größte Parlamentsgebäude der Welt, einer Diskussion mit Mitgliedern des Parlaments, einer pompösen, mit Geschenken von Diktatorfreunden gespickten Diktatorenvilla und unglaublich gutem und günstigen Kaffee zu begeistern. Eine Führung durch eine alte Wohnung aus den Zeiten des Kommunismus, die leider in unfreiwilligem Vandalismus gipfelte, und ein Besuch im Freiluftmuseum der Stadt Bukarest, das traditionelle Häuser aus ganz Rumänien ausstellt, gaben uns außerdem einen Einblick in die bewegte Geschichte unseres östlichen Nachbarn. Abends konnten wir durch unseren Mitschüler Kontakte zu anderen Jugendlichen knüpfen, die uns durch ihre astrologischen Fähigkeiten und ihre erstaunliche Textsicherheit bei Rammsteinsongs beeindruckten, und ein Spiel der lokalen Fußballmannschaft Rapid Bukarest besuchen, bei dem so mancher Sanitäter mehr Laufstrecke als der gesamte Kader für sich verbuchen konnte. Dann, nach leider nur vier Tagen Aufenthalt, traten wir mit einer neu entdeckten, alkoholfreien (!) Gebäcksensation namens „Eugen“ und literweise Karpartenwasser die Rückreise an. Diese verlief, bis auf kleinere musikalische Entgleisungen, die unsere Beziehung mit der Schlafwagenschaffnerin rapide verschlechterten, zunächst ereignislos, bis in der Nähe der Grenze zu Ungarn im Nachbarwagon Feuer ausbrach. Dank den beherzten Maßnahmen des Zugpersonals, die hauptsächlich einen riesigen Hammer vorsahen, konnten wir die Weiterfahrt mit einem Wagon weniger bald wieder antreten. Da wir nach diesem Vorfall den Zug, an den wir angekuppelt werden sollten, verpassten, wurden wir am Budapester Bahnhof 2 Stunden lang auf ein Abstellgleis gestellt, bis der nächste Zug nach Wien abfuhr. Nachdem wir in Wien dank der deutschen Bahn weitere knapp 3 Stunden unfreiwilligen Aufenthalt genießen durften, kamen wir schließlich mit humanen 5 Stunden Verspätung und vielen neuen Eindrücken in Regensburg an.